Strom sparen, Datenklau vorbeugen: Es gibt einige gute Gründe, sich das Abdrehen der WLAN-Suchfunktion am Smartphone vor dem Außer-Haus-Gehen anzugewöhnen.
Blicken Sie erst zurück in die Zeit, als Ihr Smartphone neu war: Sie haben es eingerichtet und das heimische WLAN samt Passwort gespeichert. Als Sie dann das Haus verlassen haben, hat Ihnen das Handy direkt angezeigt, welche neuen Netzwerke es in der Gegend gibt. Vielleicht hat Sie das genervt und Sie haben einmal diese Hinweise auf verfügbare Netze abgeschaltet. Aber schalten Sie jetzt jeden Tag, wenn Sie aus dem Haus gehen, das WLAN am Handy komplett ab und wieder an, wenn Sie zurück sind? Klar, das ist nervig – aber keinesfalls unnötig.
Denn auch wenn Ihr Gerät gerade nicht mit einem WLAN verbunden ist, sendet es eine Nummer – die sogenannte MAC-Adresse. Das steht für „Media-Access-Control“-Adresse und diese besitzt jedes WLAN-fähige Gerät als eindeutigen Identifikator. Sie ist sozusagen das, was bei einem Auto das Nummernschild ist.
Permanent sendet Ihr Smartphone also diese Adresse und hofft auf Rückmeldung aus einem bekannten Netzwerk, mit dem es sich sofort wieder verbinden kann. Wenn Sie unterwegs sind, führt das Funken ins Leere. Dass Sie abgeschaltet haben, über neue Netze informiert zu werden, beeindruckt dein Gerät nicht. Diese Einstellung verhindert nur, dass Sie über verfügbare Netze informiert werden – nicht aber, dass das Handy danach sucht.
Deshalb sollten Sie das WLAN ausmachen, wenn Sie es nicht brauchen:
1. Grund:
Akkustrom sparen
—Das ständige Senden zieht natürlich Strom. Das WLAN-Modul abzuschalten ist also eine Möglichkeit, mit der Ihr Akku länger durchhält. Mehr Stromspartipps finden Sie hier.
2. Grund:
Bewegungsprofilen vorbeugen
—Durch die MAC-Adresse ist Ihr Gerät individuell. Und damit können z.B. Supermärkte feststellen, wie oft und wie lange Sie bei ihnen einkaufen und welche Regale Sie am meisten interessieren. Das glauben Sie nicht? Die Seite krautreporter.de erklärt, wie das einige Geschäfte bereits machen, ohne dass Sie es wissen. Empfangsgeräte sammeln die von Smartphones gesendeten MAC-Adressen und speichern sie. Nun können Sie natürlich denken: „Das Geschäft weiß ja gar nicht, dass die MAC-Adresse zu meinem Gerät gehört und kennt mich nicht.“ Stimmt. Aber möglicherweise haben Sie Apps installiert, welche die Adresse kennen. Achten Sie mal drauf, ob Sie zum Beispiel bei Facebook Werbung von einem Geschäft angezeigt bekommen, in dem Sie gerade sind oder waren. Die App fordert nämlich unter anderem die Berechtigung, die Telefonidentität zu ermitteln.
3. Grund:
Passwörter schützen
—Mit der MAC-Adresse können auch Kriminelle eine Menge anfangen. So lässt sich z.B. mithilfe einer WLAN-Box herausfinden, welche Netzwerke in einem Smartphone gespeichert sind. So eine Box täuscht dem Smartphone ein bekanntes Netzwerk vor, damit es sich mit der Box verbindet. Daten, die Sie in den Browser Ihres Handys eingeben, kann die Box dann abgreifen. Ihre Passwörter für Amazon, eBay, Online-Banking oder was auch immer werden sogar gespeichert, wenn sie verschlüsselt übertragen werden. Im Ergebnis kann das so aussehen: Sie geben z.B. ebay.de ein, aber die Box leitet Sie nicht auf die originale Seite des Auktionshauses, sondern öffnet eine perfekt nachgebaute Website. Geben Sie dort Ihre Login-Daten ein, können die Kriminellen sie künftig für ihre Einkäufe nutzen – die Rechnungen aber bekommen Sie dafür. Vor solchen Boxen können Sie sich schützen, indem Sie nur WPA2-gesicherte Netzwerke in Ihrem Handy speichern. Denn bei denen ist die Box machtlos. Damit wären dann aber die meisten öffentlichen Hotspots oder Hotel-Netzwerke tabu. Bei vielen Smartphones und Tablets können Sie gespeicherte Netzwerke in den WLAN-Einstellungen auch wieder löschen.
4. Grund:
Wohnadresse schützen
—Zugegeben, für diesen Punkt braucht man hohe kriminelle Energie. Aber die Möglichkeit besteht und deshalb soll sie hier nicht verschwiegen werden. Liest ein Hacker die Namen Ihrer gespeicherten Netzwerke aus, kann er damit ganz leicht herausfinden, wo Sie wohnen. Möglich macht dies eine Seite wie wigle.net, die WLAN-Netze auf der ganzen Welt anzeigt. Auch viele andere Dienste kennen Netzwerk-Standorte. Die Google- bzw. Microsoft-Autos etwa speichern sie gleich mit, wenn sie Fotos für StreetMap und Streetside machen. Dagegen hilft nur, seinen heimischen Router so einzustellen, dass die SSID, also der Netzwerkname, nicht angezeigt wird. Wie Sie das machen, sollte in der Bedienungsanleitung Ihres Routers stehen. Also, ab jetzt am besten jedes Mal beim Verlassen des Hauses das WLAN am Smartphone abschalten. Und wenn Sie‘s ein paar Mal gemacht haben, wird das zur Routine wie das tägliche Zähneputzen.
Ist das WLAN-Modul wirklich aus?
—Auf Google+ weist ein Nutzer darauf hin, dass das WLAN-Modul auch dann genutzt werden kann, wenn man es eigentlich abgeschaltet hat – und zwar für die Standortbestimmung. Bei Apple-Geräten lässt sich das offenbar nur verhindern, wenn man die Ortungsdienste abschaltet (zu finden unter Einstellungen Datenschutz Ortungsdienste). In der Erklärung dazu heißt es: „Die Ortungsdienste verwenden GPS (sofern verfügbar), sowie die Positionen von WLAN-Hotspots und Mobilfunkmasten (Crowdsourcing), um die ungefähre Position des iPhone zu bestimmen. Sind die Ortungsdienste aktiviert, sendet Ihr iPhone in regelmäßigen Abständen die per Geotagging markierten Positionen von nahegelegenen WLAN-Hotspots und Mobilfunkmasten in anonymisierter und verschlüsselter Form an Apple, um die Crowdsourcing-Datenbank mit den WLAN-Hotspot- und Mobilfunkmastpositionen zu erweitern.“ Im Betriebssystem iOS 11 gibt es außerdem noch eine Änderung bei der Steuerung des WLAN-Moduls.
Bei Android-Geräten können Sie einstellen, dass das WLAN für die Standort-Bestimmung nicht genutzt werden soll. Dazu gehen Sie auf Einstellungen Standort Modus Nur Gerät. Außerdem nutzt Android das WLAN auch für die Suche, selbst wenn es ausgeschaltet ist. Um das abzustellen, gehen Sie auf Einstellungen WLAN Menü (die drei Punkte oben rechts) Erweitert Haken bei „Suche immer verfügbar“ entfernen.